Mit aller Kraft für ein Ende der Gewalt im Fußball – der Fall Kevin Pezzoni ist eine bittere Mahnung an uns alle!

Anlässlich der Debatte rund um Fan Gewalt beim 1. FC Köln und die Vertragsauflösung von Kevin Pezzoni erklärt der Kölner SPD-Landtags-abgeordnete Andreas Kossiski (Mitglied im Sport- und Innenausschuss des Landtags NRW):

Die Vorgänge rund um die Vertragsauflösung von Kevin Pezzoni mit dem 1. FC Köln sind bestürzend und zutiefst zu bedauern. Gewalt, Rassismus, Mobbing oder das blinde Ausleben von sinnlosem Hass hat im Fußball nichts verloren. Das Verhalten solcher Fanatiker hat nicht mit unserer Fankultur zu tun und es beschmutzt das Ansehen der vielen Millionen friedlichen und begeisteterten Fußballfans in Köln und im ganzen Land.  Ich hoffe, dass im Fall Kevin Pezzoni die verantwortlichen Täter schnell zur Verantwortung gezogen werden und damit ein klares Zeichen gesetzt wird, dass in einem Rechtsstaat Gewalttaten in keiner Form toleriert werden können.

Eine Strafverfolgung allein reicht nicht aus. Das Mobbing, Gewaltandrohungen und tätliche Übergriffe dazu führen, einen jungen hoffnungsvollen Fußballprofi um die Auflösung seines Vertrages bitten zu lassen, dokumentiert vor allem eins: Ohnmacht und Hilflosigkeit auf allen Seiten.  Es zeigt in erschreckender Weise, dass wir verwundbar und nicht genug vorbereitet sind gegen derartige Angriffe auf den Sport und seine Akteure. Hier wurde jemand gezwungen ein sehr großes Opfer zu bringen, um sich selbst zu schützen. Deshalb muss zunächst die Solidarität mit Kevin Pezzoni im Vordergrund stehen. Es schmerzt, dass er auf diese Weise dem 1. FC Köln den Rücken kehren musste. Der Schutz vor derartigen Übergriffen gegen seine Spieler, muss jeden Verein, aber auch Fangemeinde selbstverständlich sein und darf durch nichts in den Hintergrund gedrängt werden. Hier wurde zweifelsohne in den letzten Tagen und Wochen nicht alles richtig gemacht.

Es müssen nun die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Sowohl konkret beim 1. FC Köln , aber auch insgesamt in der landesweiten Fußballlandschaft. Denn leider handelt es sich nicht um einen bedauerlichen Einzelfall, sondern die Gewaltspirale rund um die deutschen Fußballstadien zieht sich immer weiter zu. So hat erst kürzlich der NRW-Innenminister Ralf Jäger festgestellt, dass sich mittlerweile rund 30% Prozent der Einsatzzeiten der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei auf den Schutz rund um Fußballspiele entfallen und die Polizei das Limit ihrer Belastbarkeit erreicht hat.

Wir können das Problem der zunehmenden Gewalt unter dem Deckmantel der Fankultur nicht weiter vor uns herschieben und schlicht davon ausgehen, dass die Polizei und die Gerichte sich schon darum kümmern. Wie müssen alle gemeinsam die richtigen Fragen stellen und die notwendigen Konsequenzen ziehen.  Nur so ist eine schonungslose Aufarbeitung der Vorfälle möglich, damit die Ausweitung eines Flächenbrands eskalierender Gewalt verhindert werden kann. Im Umgang mit Extremisten und und Fanatikern haben wir in Köln bereits gute Erfahrungen geamcht, wenn sich die gesellschaftlichen Kräfte bündeln und gemeinsam mit einer starken Stimme Position beziehen.  So kann das Bündnis „Köln stellt sich quer“ durchaus als Pate dienen. Vereine, Fanclubs, Politik, Polizei und Zivilgesellschaft müssen sich zusammenschließen und ein Stoppschild gegen Gewalt und im Fußball aufstellen. Das gilt sowohl für die kommunale als auch die Landes- und Bundesebene. Wenn nicht jetzt, wann dann?