70 interessierte Gäste folgten am 16. September 2016 der Einladung von den Kölner SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Dörmann, Karl Lauterbach, Rolf Mützenich und Elfi Scho-Antwerpes zu einer Fraktion vor Ort nach Köln Mülheim, um über die geplante Reform der Pflegeberufe zu diskutieren. Der Gesetzentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium zielt darauf ab, die verschiedenen Ausbildungen der Kranken-, Alten- und Gesundheitspflege zu einem neuen, gemeinsamen Ausbildungsberuf zu vereinigen (der sogenannte „generalistische Ansatz“). Hierdurch will das neue Gesetz ein neues Berufsbild schaffen, welches den veränderten Anforderungen gerecht wird. Weiter soll es für die Auszubildenden eine Kostenfreiheit garantieren sowie sich in ein transparentes und durchlässiges Aus- und Weiterbildungssystem einpassen. Die Auszubildenden sollen in dem neuen Berufsfeld die Möglichkeit haben, auf die Ausbildung eine hochschulische Pflegeausbildung folgen zu lassen, um ein weiteres Qualifizierungsangebot zu erhalten.
Elfi Scho-Antwerpes verwies in ihrer Begrüßung vor vollem Haus auf die vielen Gesetze und Reformen, die in dem Gesundheitsbereich in den letzten Jahren von der Großen Koalition auf den Weg gebracht wurden und auch darauf, dass die Kölner SPD-Abgeordneten hierüber in einer ersten Fraktion vor Ort zu dem Thema Ende 2014 informierten. Karl Lauterbach, als stellvertretender Fraktionsvorsitzender in Berlin zuständig für den Bereich Gesundheit und Pflege, stellte die Reformvorhaben der Regierung und die Standpunkte der SPD-Bundestagsfraktion hierzu in einem Input-Referat vor. Er forderte dabei, dem generalistischen Ansatz der Reform eine Chance zu geben: „Ich sehe hierin eine große Chance, dem wachsenden Bedarf an Fachkräften in Zukunft gerecht zu werden. Bis 2030 brauchen wir 100.000 zusätzliche Kräfte in der Pflegebranche, hier müssen wir heute schon gegensteuern, damit es nicht zu einer Unterversorgung an ausgebildetem Personal kommt.“
In einem zweiten Input-Referat äußerte der Pflegedirektor der Kölner Kliniken, Marcus Huppertz, Kritik an eben diesem Ansatz und sah insbesondere eine gute Ausbildung im Bereich der Kinderkrankenpflege in Gefahr: „Wir brauchen zwar eine Reform der Pflegeberufe, aber nicht so wie vorgesehen. Diese Reform führt zu einer Verschlimmbesserung!“
Im Anschluss an die beiden Vorträge kamen unter der Moderation von Martin Dörmann noch Beate Eschbach, Schulleiterin einer Kölner Kranken- und Altenpflegeschule und Peter Ippolito, Pflegedirektor des Klinikum Leverkusen zu Wort. Frau Eschbach forderte die Politik auf, an der Reform und der generalistischen Ausbildung festzuhalten: „Mir konnte noch keiner erklären, warum etwas bei der Arztausbildung möglich sein soll und im Pflegeberuf dagegen nicht. Auch die Augenärzte, Herzchirurgen und Humanmediziner beginnen ein gemeinsames Grundstudium, bevor es in die Spezialisierungen und die Facharztausbildungen geht.“ Unterstützung erhielt Frau Echbach von Peter Ippolito, der sich ebenfalls für die gemeinsame Ausbildung aussprach, aber gleichzeitig mahnte: „Diese Reform wird Geld kosten und die Politik muss auch bereit sein, dieses Geld in die Hand zu nehmen. Sonst verkommt die Reform zu einem Reförmchen.“
An diese unterschiedlichen Meinungen des fachkundigen Podiums schloss sich eine intensive, sehr fachliche und kontroverse Diskussion mit dem Publikum an, in der sich viele Vertreterinnen und Vertreter von Verdi sowie Einrichtungen aus der Pflegebranche zu Wort meldeten. Rolf Mützenich zeigte sich im Fazit der Veranstaltung von der Diskussion sichtlich beeindruckt: „Man würde sich bei manchen Polittalkshows im Fernsehen wünschen, sie würden genauso sachlich, ruhig und mit gegenseitigem Respekt für die andere Meinung geführt wie die Diskussion heute Abend.“