Während der Corona- Pandemie wurden auch die Bordelle in NRW geschlossen. Jetzt hat das OVG Münster das temporäre Prostitutionsverbot gekippt. Die Argumentation klingt auf den ersten Blick schlüssig: Man habe sich vor allem zum Wohl der Menschen in der Prostitution dafür entschieden, weil diese kein Einkommen haben und ihre Miete nicht zahlen können etc. Jetzt sollen sexuelle Dienstleistungen mit Maske angeboten werden und das Problem scheint gelöst. Diese Argumentation hat erhebliche Mängel.
Michael Paetzold, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Das Prostitutionsgewerbe ist bekannt dafür, dass die Käufer wenig Rücksicht nehmen und vor allem ihre eignen Interessen in den Fokus stellen. Die Menschen in der Prostitution sind diesem System jetzt wieder hilflos ausgeliefert und müssen sich darauf verlassen, dass kein Käufer mit COVID 19 Symptomen das Bordell aufsucht. Das lässt sich fast nicht kontrollieren, damit sind die Menschen einem extremen Risiko ausgesetzt. Sie müssen dieses Risiko aber in Kauf nehmen, weil es wieder keine Alternative gibt.“
Lena Teschlade, sachkundige Einwohnerin im Ausschuss Soziales und Senioren, ergänzt: „Hier hätte Politik anders entscheiden können, um die Menschen in der Prostitution zu unterstützen. Beispielsweise durch finanzielle Unterstützung, aber man hätte die Krise auch nutzen können, um den Menschen Ausstiegs-Angebote zu machen und Alternativen zu schaffen. Diese Chance wurde vertan. Darüber hinaus ist es schon sehr verwunderlich, dass die Regelung gekippt wird nachdem das größte Laufhaus Europa, das Pascha, in der letzten Woche Insolvenz angemeldet hat. Es zeigt sich deutlich welche Lobby hier bedient wurde. Jetzt zu argumentieren man hätte das Wohl der Menschen in der Prostitution im Blick hat in diesem Zusammenhang einen sehr bitteren Beigeschmack. Hier wurden wirtschaftlichen Interessen wieder den sozialen vorgezogen.“