Die Archäologische Zone ist Kölns historische Visitenkarte: Zwei Jahrtausende Kölner Stadtgeschichte werden hier als lebendiger Lernort für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt buchstäblich greifbar. Unmittelbar vor dem Historischen Rathaus gelegen, dokumentiert die Archäologische Zone nicht nur, dass hier das administrative Zentrum der römischen Köln war.
Die Archäologische Zone im Internet.
Könnte das Ganze heute noch gestoppt werden? Was würde das kosten?
Was ist das überhaupt?
Wann wurde es beschlossen?
Warum speziell an diesem Ort?
Wann und wie kam das jüdische Museum hinzu?
Was war das Ergebnis des Architektenwettbewerbs?
Was kostet das Ganze?
Kann man nicht einfach nur einen Deckel draufsetzen und den Platz wieder Nutzen?
Warum war jetzt ein weiterer Beschluss nötig?
Archäologische Zone: Was ist das überhaupt?
Die Archäologische Zone ist Kölns historische Visitenkarte: Zwei Jahrtausende Kölner Stadtgeschichte werden hier als lebendiger Lernort für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt buchstäblich begreifbar. Unmittelbar vor dem Historischen Rathaus gelegen, dokumentiert die Archäologische Zone nicht nur, dass hier das administrative Zentrum der Region war, sondern dass hier seit dem Beginn der Stadtgeschichte Juden als integraler Teil der Bevölkerung lebten und bereits im 4. Jahrhundert die Provinzhauptstadt Köln eine bedeutende, lebendige jüdische Stadtgemeinde hatte. Die Archäologische Zone wird den zentralen Ort der Stadt wieder mit sichtbarer Historie füllen. Die Mikwe, das jüdische Ritualbad, ist sicherlich eines der spektakulärsten archäologischen Denkmäler in Köln und Mitteleuropa. 2008 wurde die vorhandene Glaspyramide über der Mikwe abgedeckt, weil Wärme und Sonnenlicht das einmalige Monument zu sehr geschädigt hatten. Bereits hier wird klar, wie komplex der Bereich der Schutzbauten für die Archäologische Zone ist.
Wann wurde es beschlossen?
Die Realisierung des Projekts „Archäologische Zone“, bei dem die Ausgrabungen im Praetorium mit den Ausgrabungen auf dem Rathausplatz zu einer einheitlichen Ausgrabungsstätte verbunden werden sollten, wird in Köln schon seit 1956 immer wieder diskutiert, konnte aber erst, nach mehreren Anläufen, über die „Regionale 2010“ gestartet werden. Im Rahmen eines internationalen Kolloquiums zur Auslobung eines Architektenwettbewerbs wurde sehr schnell klar, dass die Errichtung nötiger Schutzbauten für diese Funde höchst anspruchsvoll ist. Ein „Glasdeckel“, durch den die Archäologie betrachtet werden kann, reicht nicht aus – diese Erfahrung hatte man bereits mit der Pyramide über der Mikwe gemacht. Ein Gebäude sollte die Funde absichern; hiermit war auch die Idee des Museums geboren, das durch geringen einmaligen Mehraufwand realisiert werden kann. Der Kölner Rat hat dann in insgesamt 5 Beschlüssen 2006, 2008, 2009 und 2010 den Weg zu einem umfassenden Baubeschluss im Juli 2011 geebnet.
Warum speziell an diesem Ort?
Nur an diesem einen wahrlich authentischen Ort lässt sich auf engstem Raum die über die Jahrhunderte verdichtete Geschichte erlebbar machen. Der Rathausvorplatz ist der Ort an dem das möglicherweise älteste Ritualbad Europas steht, hier sind älteste literarischen Zeugnisse in Jiddischer Sprache entdeckt worden, hier liegen die vermutlich ältesten Zeugnisse des aschkenasischen Judentums weltweit. Diese Konstellation der Geschichte an einem Ort gibt es in Europa kein weiteres Mal. Diese einzigartigen Funde lassen sich nicht einfach ausgraben, um sie an einem anderen Ort oder in einem sonstigen Museum auszustellen. Dieses Potential muss für Köln genutzt werden, an diesem Ort; denn Vergangenheit wird an diesem zentralen Platz in Köln mit all ihren Facetten im wahrsten Sinne des Wortes ans Licht geholt.
Die breite internationale Zustimmung für das Projekt und sein integratives Konzept sind für das Ansehen Kölns in Europa von hoher Bedeutung.
Diese Bildungsinstitution stellt einen unverzichtbaren Baustein zur Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der Stadt und einen ganz erheblich touristischen Faktor dar. Schon jetzt besuchen rund 100.000 Besucherinnen und Besucher jährlich die Ausgrabungen des Statthalterpalastes; über 700.000 Menschen sahen die Archäologische Zone bisher.

Wann und wie kam das jüdische Museum hinzu?
Der Rat der Stadt Köln hat bereits am 29. Februar 2000 einstimmig den Beschluss zu einer Untersuchung der möglichen Standorte für ein Haus und Museum der Jüdischen Kultur in Köln gefasst. Für SPD, Grüne und FDP hatte der Standort des Museums am authentischen Platz des historischen Judenviertels zwischen Rathaus, der Bebauung An Farina und dem Neubau des Wallraf-Richartz-Museums (WRM) mit der unterirdischen Ausgrabungszone des Praetoriums erste Priorität. Die CDU-Idee einer Bebauung auf dem Gelände „Kaufhaus Kutz“ war nicht mehrheitsfähig, weil das Gelände für die Erweiterung des WRM gebraucht wird und die Ausgrabungen nicht integrieren würde.
Am 18. Mai 2006 hat der Rat der Stadt Köln mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und den Linken beschlossen, dass ein Haus der jüdischen Kultur im Zusammenhang mit der Archäologischen Zone errichtet werden soll und der Rathausvorplatz der einzig mögliche Standort ist. Unter Maßgabe folgender Punkte:
– Breite öffentliche Debatte wegen der besonderen Bedeutung der Standortfrage Diese fand in der Bürgerschaft und Presse einschließlich Umfragen bis 2010 auf breiter Basis statt. (Der private Verein für ein Haus und Museum der Jüdischen Kultur war 2009 wegen Zahlungsunfähigkeit aus der Bauherrschaft ausgeschieden, so dass die Stadt Köln durch Beschluss der Mehrheitsfraktionen im Rat für das Projekt die alleinige Verantwortung übernahm).
– Auslobungstext unter Berücksichtigung der Platzsituation vor dem Historischen Rathaus und dem Wallraf-Richartz-Museum unter Einbeziehung des Grundstücks „Kaufhaus Kutz“. Ein internationales Kolloquium zur Erstellung des Auslobungstextes wurde veranstaltet; fast 20 Ämter der Stadt und weitere Institutionen waren hieran beteiligt.
– Es wird angestrebt, im Zusammenhang mit diesem Projekt die „Archäologische Zone“ zu realisieren.
Dieser Prozess einschließlich der A-Qualifizierung der Regionale 2010, der Ausführungsplanung und der inhaltlichen Konzeption war mit der Erteilung des Förderbescheides des Landes NRW am 7. Dezember 2011 abgeschlossen. Damit war das Projekt gemäß Baubeschluss des Rates vom Juli 2011 ausfinanziert.
Ursprüngliche Planung sahen noch die archäologische Zone und das Museum als zwei voneinander getrennte Vorhaben an, inzwischen ist es gelungen, beide miteinander zu verbinden. Der Museumsbau ist in diesem Zusammenhang auch deutlich verkleinert worden. Im aktuellen Architektenentwurf ist die Größe des Gebäudes um mehr als ein Drittel verkleinert worden. So kann auch jeweils eine Platzsituation vor dem Wallraf-Richartz-Museum und dem Historischen Rathaus geschaffen werden.


Was war das Ergebnis des Architektenwettbewerbs?
Das Bauvorhaben ist als wesentlicher Baustein der Kulturmeile zwischen Dom im Norden und St. Maria im Kapitol im Süden zu sehen. Das Museum bildet eine Raumkante, die den Rathausplatz in seinem historischen Maßstab wiederherstellt. Das Museum legt sich quasi als schützende Schicht über den Luftraum der Archäologischen Zone und bildet diesen im Stadtraum ab.
Das Abstimmungsergebnis in der Preisjury fiel in diesem Wettbewerb einmütig aus; es gab zum Siegerentwurf nur eine einzige Gegenstimme.
Könnte das Ganze heute noch gestoppt werden? Was würde das kosten?
Das gesamte Vorhaben lässt sich nur noch mit immensem Aufwand und hohen Kosten stoppen. Das Projekt läuft bereits seit dem Jahr 2007. Auch ein möglicher Verzicht auf das Museum würde eine Bebauung nicht verzichtbar machen, weil die freigelegte Archäologie ebenfalls durch einen Bau (u. a. für klimatechnische Aggregate) gesichert und geschützt werden muss. Eine erneute Verfüllung mit Sand würde nach Ansicht der Experten irreparable Schäden am archäologischen Befund verursachen.
Sollte der beschlossene Bau nicht durchgeführt werden, müsste das Ergebnis des Wettbewerbs aufgehoben werden. Ein neuer Architektenwettbewerb wäre erforderlich, weil auch Schutzbauten kompliziert zu gründen sind und städtebaulich verträglich gestaltet werden müssten. Letztendlich müssten alle Fördermittelanträge neu gestellt werden, da bestehende Bescheide zwangsläufig aufgehoben würden. Damit wäre die Förderung allerdings grundsätzlich in Frage gestellt.
Neben dem Verzicht auf Städtebaufördermittel in Höhe von 32,7 Millionen Euro entstehen verlorene Kosten: Seit dem Projektbeginn im Jahre 2007 wurden bereits über 10 Mio. Euro für die archäologische Grabung, Architekten- und Ingenieurleistungen, Kosten der Projektsteuerung u. ä. m. verausgabt.
Was kostet das Ganze?
Die kompletten Baukosten inklusive der Einrichtungskosten sind mit rund 60 Millionen Euro kalkuliert, das Land NRW gewährt Städtebaufördermittel von 32,7 Millionen Euro, so dass ein Anteil von rund 28 Millionen Euro zur Finanzierung bei der Stadt verbleibt. Die Stadt Köln muss für diese Investitionskosten inklusive Abschreibungen und Instandhaltungsaufwand rund 3 Millionen Euro jährlich aufwenden. Das Land NRW hat am 8. April 2014 bekannt gegeben, seine finanzielle Förderung wegen der überregionalen Bedeutung des Projektes von ursprünglich 14,3 Millionen auf 32,7 Millionen zu erhöhen.
Die CDU-Schutzhüttenvariante
Erhebliche Kosten würde die Schutzhüttenvariante der CDU (statt eines Bauwerks mehrere Konstruktionen über den einzelnen Ausgrabungen) verursachen. So wäre ein neuer Architektenwettbewerb erforderlich, denn auch Schutzbauten sind kompliziert zu gründen und müssen städtebaulich verträglich gestaltet werden, was kaum möglich ist. Neben dem Verzicht auf Städtebaufördermittel des Landes NRW in Höhe von 32,7 Millionen Euro entstehen verlorene Kosten: rund 270.000 Euro für den Architektenwettbewerb, über 2,2 Millionen Euro für Architektenhonorare und Leistungen von Ingenieurbüros und 690.000 Euro für die Projektsteuerung sowie Grabungskosten von rund 5 Millionen Euro.
Nicht nur die Schutzbebauung mit komplexer Klimatechnik, sondern auch die jährlichen Betriebskosten müssten durch die Stadt Köln finanziert und bezahlt werden. Letztlich würde der städtische Haushalt durch diese CDU-Variante stärker belastet als durch die Realisierung der Archäologischen Zone mit dem Bau des Jüdischen Museums.
Warum war ein weiterer Beschluss nötig?
Der städtische Haushalt wird um rund 5 Millionen Euro jährliche Betriebskosten entlastet. Nach langen Verhandlungen zwischen der Stadt Köln und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) konnte der LVR als Partner gewonnen werden. Voraussetzung hierfür war aber, dass auch das Jüdische Museum errichtet wird. Der politische Beschluss auf beiden Seiten bietet nun den Rahmen für die Umsetzung dieser Partnerschaft. Das heißt konkret: Die Stadt baut (im Wesentlichen, was sie auch ohne Museum wegen der konservatorischen Anforderungen bauen müsste) – der LVR wird Träger des Museums.
Informationsquellen & Stimmen zur Archäologischen Zone
Link: Köln macht sich stark – für Archäologische Zone und Jüdisches Museum
PDF: Vorstand des BdA positioniert sich gegen Busmann
Web: Initiative für das Haus und Museum der jüdischen Kultur in Köln
Web: Bethe-Stiftung unterstützt Archäologische Zone
Web: Die Welt: Stadt und LVR haben Rahmenvereinbarung unterzeichnet
PDF: LVR-Report: Jüdisches Museum im Rheinland – am authentischen Ort
Web: Grüne für die Archäologische Zone
Video: WDR – Zeitreise durch 2000 Jahre Köln
Video: Colonia3D – Einzigartige Forschung »Visualisierung des Römischen Köln«
Video: WDR Quarks und Co: Hier entsteht eine bedeutende Archäologische Zone
PDF: HAARETZ – When the lingua franca was Hebrew
PDF: offener Brief der Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der Jüdischen Kultur in NRW e. V.
PDF: Leserbrief von Dr. Urich Krings, Stadtkonservator a.D.
PDF: offener Brief, Walter von Lom, Dipl.-Ing. Architekt
Web: Süddeutsche Zeitung: Köln streitet über geplantes Jüdisches Museum
Überblick Beschlüsse
Erster Beschluss des Stadtrates: 2000 (Standortuntersuchungen)
Weitere Beschlüsse des Rates: 2006, 2008, 2009, 2010 und 2011 (Baubeschluss)
Im September 2013 wurde der gemeinsame Rahmenvertrag zwischen LVR und Stadt Köln unterzeichnet.
Überblick Kosten
Anteilige Baukosten NRW: ca. 32,70 Millionen Euro
Anteilige Baukosten Stadt: 28,82 Millionen Euro
Baukosten gesamt: 61,52 Millionen Euro
Kalkulierte Kosten nach Fertigstellung
Betriebskosten Landschaftsverband: ca. 5 Millionen Euro pro Jahr
Bauunterhaltung, Abschreibungen, etc. Stadt Köln: ca. 3 Millionen Euro pro Jahr
Aktueller Ratsbeschluss vom 18. Juli 2013 (beschlossen von den Fraktionen der SPD, Bündnis 90/den Grünen, FDP, Linken)
Kooperation der Stadt Köln und des Landschaftsverbandes Rheinland bei der Errichtung und dem Betrieb der Archäologischen Zone mit Jüdischem Museum
http://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=148458